Gottin von 1945 bis 1989

Das Dorfleben war nun mal trist, abgeshen von der Arbeitszeit, ergo nutzten wir  jede Möglichkeit zur Unterhaltung und Abwechslung. So trafen wir uns häufig in unseren "temporären" Spielhöllen (Gartenlaube von Otscher Köller und Zabel) zum Kartenspielen und der langen Weile wieder ein Stückchen abzuringen.

 

1983 Im Oktober wird Horst Walter von der SED - Führung zum Bürgermeister

        bestimmt. Er löst Margit Konarske ab.

 

Von 19?? bis zum Schließen im Jahr 1994, wurde in Gottin eine Gaststätte (heutiges Bürgerhaus) betrieben. Zusätzlich zum Ausschank war auch ein Küchenbetrieb sichergestellt. In dem angebauten Kultursaal wurden Feiern, Feste, kulturelle Veranstaltungen wie Tanz und Disco durchgeführt. Wobei jedoch mit zunehmenden Erdalter immer seltener getanzt wurde, aber immer mehr Disco stattfand. Regelmäßig sorgte auch der Herr Müller mit seiner Kinoapparatur bei allen Altersklassen für Kurzweil. Ich selbst, half ihm sehr oft bei den Vorstellungen, was Auf –und Abbau, Betrieb und auch Reparatur von gerissenen Filmen anging. Die Gaststätte wurde geführt von,     ?,     ?, Schalli,    ?, dann letztlich Arnold. Auf der einen Seite, ist mit dem Schließen der Gaststätte leider ein Ort der Zusammenkunft und Kommunikation weg gebrochen, erfreulicher Weise auf der anderen Seite damit aber auch die Bespitzelung durch die StaSi -und andere Spitzel in öffentlichen Räumen.

 

Alfons Polinski rettet Kind aus brennender Wohnung im unteren Neubau.

 

Auch Mecklenburg blieb vom „Harten Winter 78 / 79“ nicht verschont. Die Strecken von und nach Gottin teilweise Haus hoch zugeweht, ging gar nichts mehr. In Tellow zwischen den Häusern von Neumann und Milewski (Ortsausgang in Richtung Teterow) war das ein krasser Fall (siehe Abbildung). Eigentlich sollte ich wieder meine Arbeit in meiner Lehrstelle aufnehmen, doch da gar nichts mehr ging, holte ich mir eine Bescheinigung aus dem Gemeindebüro und beteiligte mich am großen Schneeschaufeln, um die Anbindung an die Haupt -/Transitstrecke wieder frei zu bekommen. Dabei war der Tee, mit dem der Kneiper aus Gottin die Helfenden versorgte, eine sehr willkommene Sache.

Quelle:https://www.youtube.com/watch?v=i8U1cdUjaHk   Der Katastrophenwinter in der DDR 1978-79

    https://www.youtube.com/watch?v=_lw5Ep-Qz8U   DDR vereist - Einsatz an der Winterfront

 

Bis Mitte der Siebziger gastierten ab und an Fahrgeschäfte, aus Schießbude, Tombola, Karussell, Schiffschaukel, Wurfbude und anderen kleinen Attraktionen bestehend, in Gottin. Das Vorwärmen ihrer Traktoren übernahmen oftmals Junge Gottiner Klempner (Lehrlinge) mit ihren Lötlampen.

 

Das neue Schuljahr für die Gottiner beginnt 1976 in der POS Matgendorf.

 

1976 Wird Margit Konarske gem. Gesetz "Über die örtliche Volksvertretung und

        ihrer Organe vom 12.07. 1973 gem. § 7", mit Wirkung vom 23.01.1976

        zum Bürgermeister "bestimmt". Sie löste den BM ?Albert Gieck? ab.

 

Mit der Auflösung / Schließung der Gottiner "Polytechnische Ober Schule" im Jahr 1975 fiel die Masse der Nutzer des Sportplatzes weg. Er wurde nur noch für Fußballspiele genutzt. Mit Auflösung der Gottiner Fußballmannschaft verlor er nun auch seine letzten Nutzer.

Im selben Jahr erfolgte die Aufteilung der LPG die Kooperativen Pflanzen- und Tierproduktion, aus der letztendlich die LPG P (Pflanzenproduktion) und LPG (Tierproduktion) hervorgingen.

1975 ist auch das Jahr, in dem die Kirchspiele Thürkow und Warnkenhagen zum Kirchspiel "Thürkow - Warnkenhagen" zusammengelegt werden, mit diesem Zeitpunkt enden auch die Eintragungen in der Kirchenchronik Warnkenhagen.

 

Ab 1974 erhalten die kulturell tätigen Gruppen wie zum Beispiel Blasorchester, Gottiner Frauenchor und weitere einen gemeinsamen Leiter aus Roge.

 

Was die Boden- und Fließgewässerpflege (Meliorisation, auch Melioration) um Gottin angeht, war ich schon in meiner Kindheit, mehr oder weniger bewusst engagiert.
Mein Interesse zu technischen Dingen war der eigentliche Anstoß zu einigen Jahren voller Erfahrungen und Abenteuer im Meliorations- / Meliorisationwesen.
Die Pflege der Fließgewässer um Gottin herum hatte ein tolles (lokal ansässiges) Gespann auszuführen.
Das Gespann (Arbeitskollektiv) bestand aus dem Kranfahrer H. Balmer aus Tenze und Herrn Goldberg aus Schwiessel, dem Äppelplücker (Schwenkkran T 157) https://de.wikipedia.org/wiki/Schwenkkran_T_157, und der beheizbaren mobilen einachsigen Baubude.
Von der Neugier des Motorgeräusches eines arbeitenden Kranes übermannt, begab ich mich Anfang der Siebziger zur holen Weide am nördlichen Graben, der vom vom Burggraben gespeist, weiter zur Schaalbeke fliest.
An der gleichen Stelle mussten wir (auf Grund einer Schülerwette) mal einen Schulkameraden (Hans aus Tenze) aus dem völlig versumpten Graben ziehen.
Hier traf ich auf das Team Balmer / Goldberg, das ich noch einige Jahre zu meiner Freude und Bereicherung besuchen / begleiten durfte.
Anfangs tat ich mich ziemlich schwer, nicht nur mit dem "Pik Ass". Na ja, in dem Alter, mit der Größe!
Aber meine Hartnäckigkeit, die ich wohl von meinem Opa habe, ließ mich auch das meistern. Hat nur etwas länger gedauert und Herrn Balmer und Goldberg höchstwahrscheinlich viele Haare gekostet.
Anfangs buddelte ich kläglich. Dann aber, so nach und nach, konnte man das Grabenkannten abstechen nennen.
Herr Balmer und Goldberg brachten mir über die Zeit, die ich mit ihnen verbringen durfte, noch so Einiges bei.
Die tollsten Momente, waren DIE, wenn auch mit der einachsigen Baubude umgesetzt werden musste. Weil ich, auf Grund des errungenen Vertrauens von Hans Balmer, den Kran fahren durfte ( was An- und Abkuppeln anging).
Anfangs nur auf der Werkzeugkiste des Krans sitzend und beobachtend, durfte ich dann ab und zu sogar die Hydraulik des Krans an unkomplizierten Grabenabschnitten ausprobieren.
Das aller tollste war jedoch die Fashinierung der nörlichen Gottiner Wiese, hatte sie doch zum Ziel, die restliche, stehende Nässe abzuführen.
Dort durfte ich mehrere Abschnitte ausheben, in die dann Faschinen aus Nadelgehölzen ausgelegt und zugedeckt wurden.
Nie werde ich die mir entgegegebrachte Aufmerksamkeit (Vertrauen) und Bereitschaft bzgl. Beibringung, vergessen!

 

Der schon lange bestehende Schattenverleih / "Gottiner Romanmafia" läuft der Bibliothek ganz sicher den Rang ab. Der "RIIIIESIGE" und von Regimetreuen Genossen abgenickte Buchbestand lockte nicht wirklich Jemanden hinterm Ofen hervor, die Mitgliedschaften wurden teilweise sporadisch abgeschlossen. Hinter den Kulissen jedoch florierte eine Tauschbörse von größerem Ausmaß für Romane und Romanhefte aller nur erdenklichen Autoren und Serien aus dem Westen.

Um einen reibungslosen Umlauf und Verluste an Literatur zu vermeiden, führten viele Listen mit Bestands- und Verleihübersicht. Von einer Statistik wie die des "Gottiner Schattenbuchverleih" konnte der Bücherverwalter der Bibliothek sicher nur träumen.

 

Die so genannte Missionswoche im Jahr 1970 wurden von Herrn Schiller und Herrn Zimmermann durchgeführt.

 

1969 erfolgte der Anbau des Kultursaales mit Bühne, Backstage- Bereich, Sanitäreinrichtungen und Heizhaus. Dieser wurde baulich mit dem Hauptgebäude (heutiges Bürgerhaus), das unter anderen, die Frisierstube und die Gaststätte beherbergte, verbunden. Zusätzlich befand sich noch einige Zeit lang, rechts vom Eingang des Saales ein Pissoir.

 

Mitte der Sechszieger musste auch unsere Generation in die erste Selektionseinrichichtung des Einparteienunrechtregimes zur Formung einer soz. Persönlichkeit alla "MS Margott", in den Kindergarten. Herumzerren und derbe Worte von den Kindergärtnerinnen war ein gewisse Normalität, einer ihrer Mittel Wiederspinstige zur Staatsresong zu bringen, war mehr als lautes Zurechtweisen. Besondere Bestrafung im Rahmen der Formung für Renitente Kinder war das Einsperren in den Waschraum, der einem Verlies glich. Früher die Kinder des Dorfes nach Vorgaben des Unrechtregimes ideolgisch ausrichtender Weise beeinflussen und sogar nach familären Dingen aushorchend, stolziert man Heute, über 25 Jahre nach der Wiedervereinigung durch die Gegend, ohne die Nase herunter zu bekommen.

 

Gottin verfügte damals auch über eine Eierannahmestelle, die von der Frau Gemoll, anfänglich in einem nicht mehr existenten Gebäude auf dem westlichen Teil des Angers, betrieben wurde. Dort befand sich zuvor eine Sägemühle. Im selben Gebäude befand sich auch die SeRo– Annahmestelle (siehe Anhang) und eine Wohnung der Familie Tonert. Später betrieb die Frau Gemoll die Eierannahmestelle in ihrem Keller des unteren Neubaus.

 

Die Mauerer und Zimmerleute fertigten 500 Meter südlich des Gutshauses eine überdachte Kegelbahn, die wir bis Mitte der 70´iger als Spielstätte nutzten. Leider war sie zu diesem Zeitpunkt schon dem Untergang geweiht, sie zerfiel zusehens.

Mit der Auflösung / Schließung der "POS" im Jahr 1976 fiel auch einer der größten Nutzer des Sportplatzes weg. Er wurde nur noch für Fußballspiele genutzt. Mit Auflösung der Gottiner Fußballmannschaft verlor er seine letzten Nutzer und Bestimmung.

 

Im Heute nicht mehr existierenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude 15 m südlich des Angerteiches (Dorfteiches) wohnten im östlichen Teil die Familie Schiller und im westlichen Teil die Familie Reich. Der mittlere, wirtschaftlich genutzte Bereich des Gebäudes teilte sich in die Getreidemühle mit dem Speicher (Dachgeschoss- /Boden) und dem Pferdestall des Herrn Pranke auf. Die Getreideanfuhr war stets unüberhörbar, erzeugte das Gebläse doch, das das Korn auf den Dachboden beförderte, ein weithin vernehmbares Geräusch mit hohem Pegel.

 

Mit dem stattlichen Zwang "Besuch des Kindergartens" begann das Einparteienunrechtregime auch zielgerichtet mit der Selektion ihrer zukünftigen Kader (Sicherstellung des Nachwuchses von Regimetreuen) auf Grundlage ihrer "Bildungs- und Erziehungsrichtlinien- /Vorgaben- und Gestze) sowie das Aushorchen von Kindern (auch über Familieninternas) durch das Kindergartenpersonal. Dies setzte sich in der Schulzeit mit zunehmender Qualität fort. Hinzu kam, der Sichtungs- /Findungszwang des Regimes bzgl. Leistungssportler (Überwachung, AUCH der schulischen Sportleiszungen). Zunehmend gewürzt von politischer Bildung und steigender Überwachungsqualität fand das Ganze auch über die Lehrzeit hinweg, in den Lehrbetrieben statt. Das Regime hatte dafür eine Berifflichkeit "Formen einer  soz. Persönlichkeit".

 

In den Jahren 1964 bis 1967 wurden durch das VEB (B) Wohnungskombinat Neubrandenburg Betrieb Malchin die Neubauten vom Typ IW / 63-Q6 Flachdach u.  Typ IW / 64-Q6 je 24 WE (4 Aufgänge, 4 Etagen) mit Arztpraxis, einschließlich Gemeindeschwesterwohnung, Kelleraußentreppe, Blitzschutz und Außenanlage, gebaut.

 

Am 02. Februar 1962 kam es im Nachbardorf Warnkenhagen bei der Hochzeit zwischen Arthur Schuh und Anna Wegner, die im dortigen Schulgebäude stattfand, zu einer ernsthaften Auseinandersetzung. Diese eskalierte dermaßen, dass daraus eine mehr als Handfeste Schlägerei, bei der Scheiben und Fenster zu Bruch gingen, Leute zum Fenster raus flogen. Die einzige Hilfe, in der Nähe verfügbar, war der Polizist Preuß, der in Gottin wohnte und vom Pfarrer per Telefon herbeigerufen wurde. Dieser Rückte mit Hund, Dienstwaffe und Schlagstock an, mühte sich dann, die Schlägerparteien auseinander zubringen um Frieden und Ordnung wieder herzustellen. Dabei wurde auch ein sich unter den Gästen befindlicher, in Zivil gekleideter StaSi – Offizier verletzt (hat sich eine Ordentliche vom Polizisten gefangen). Selbst noch bei der Hilfe und Versorgung seiner Verletzung durch die Pastorenfrau verhielt dieser sich mehr als unflätig. Dieser StaSi Scherge hat dann wohl den Polizisten wegen seiner Verletzung über seine "Firma" belangen lassen, weil dieser ihn wohl bei der Herstellung von Ruhe, Ordnung und Frieden zu derb anfasste. Schließlich beruhigte sich alles etwas.

Doch nach einer Weile und an einer anderen Stelle entbrannte fast wieder eine Schlägerei. Nun erschien auch der Parteisekretär Kleinwächter und bat den Pastor um Mithilfe, auch hier zu schlichten.

 

Anfang der Sechsziger wurde in Gottin,  mittig des ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Gutshauses (Dorfstrasse 18-19) der "Konsum" eingerichtet. Zum „alten“ Gottiner Konsum gehörte damals noch ein kleines, gemauertes Lagergebäude an der östlichen Giebelseite, das auch heute noch existiert. Der letzte Leiter war der Herr Sander aus Tellow. Er fuhr stets von und in die Arbeit mit seinem sehr alten, aber Verkehrs tüchtigem Fahrrad über den Waldweg zwischen Gottin und Tellow, der heute jedoch nicht mehr befahrbar ist. Dazu müssten diesen mehr Leute und regelmäßig frequentieren, was gegenwärtig und zukünftig wohl kaum der Fall sein wird. Auch der Weg zum Torfmoor ist leider nicht mehr passierbar.

Während noch mitte der Sechsziger für die Gottiner die Beschaffung von Lebensmitteln wesentlich einfacher war, wurden in Warnkenhagen lediglich 1x wöchentlich Brot und jeden Tag die rationierte Milch verteilt.

Geschlossen wurde die "alte" Konsumstelle mit der Neueröffnung des im eigens dafür errichteten Gebäude (siehe Anhang), dass heute die Fahrzeuge und Ausrüstung der „Freiwilligen Feuerwehr Gottin“ beherbergt. Die neue Konsumstelle wurde damals von der E. Polinski geführt.

Da der Gottiner Konsum in der Regel Samstags geschlossen war, trafen sich viele Gottiner am "Weißen Haus von Washington". So wurde die Konsum - Geschäftsstelle in Warnkenhagen genannt, da das ehemalige Gutshaus, in dem sie sich befand, stets ein weißes Farbgewand trug. Zum Frühschoppen.

 

Dank vieler freiwilliger Gaben (5.000,- DM) aus der Gemeinde, erklang 1957, nach fast 40 Jahren wieder das volle Geläut der Glocken der Kirche in Warnkenhagen. Diese wurden von der Firma Schilling aus dem Thüringischen Apolda gefertigt. (Pastor Rathke, Kirchenchronik Warnkenhagen)

 

Die zehn klassige Polytechnische Ober Schule befand sich seit 1958 im ehemaligen Gutshaus Gottin. Dessen ehem. Besitzer (1934 – 1945) waren Kurt / E. Hagen aus Lübeck. Sie wird 1963 zur mehrklassigen POS (Polytechnische Ober Schule) erweitert.

Ab 1945 wurde das Gutshaus als Flüchtlingsunterkunft genutzt.  Über das Herrichten des ehemaligen Gutshauses zur POS habe ich bis dato nur wenig (Unterlagen) recherchieren können. Unsere Schule verfügte in den Siebzigern über eine eigene Küche und Speiseräume, die sich im Kellergeschoß des Gebäudes und des seitlichen Anbaus befanden. Mittig der Rasenfläche vor der Küche und dem Seitenanbau (später Gemeindebüro) befand sich ein Wasserbrunnen mit einer Handpumpe. Auch ein eigenes Chemielabor, in direkter Anlehnung zum Chemieraum mit einer in die Wand eingelassenen Experimentierbox samt Abzug und Durchreiche befand sich im Schulgebäude.

Der Sportraum befand sich unmittelbar hinter unserem Klassenzimmer und war über die Terrasse des ehemaligen Wintergartens des Gutshauses, der nun als Umziehraum und Abstellecke für die Sportausrüstung wie Utensilien diente, zu erreichen. Die Terrasse befand sich direkt am Fenster unseres Klassenzimmers und verschaffte uns immer einen schönen Ausblick über die Terrasse hinweg, in Richtung Sportplatz und Tellower Weg.

Zu den Lehrern zählten unter Anderen: Herr und Frau Mittelstedt, Frau Schiller, Frau Hans, Herr Wedel, Herr Streu, Herr Vogel und viele andere.

Das WC, ein kleines gemauertes Gebäude (6 x 4 Meter), überdacht mit einem flach gehaltenem Holzspitzdach, von geteerter Dachpappe überzogen, war erfreulicher Weise von unserem Klassenzimmer nicht einzusehen und außerhalb der Riechweite. Heute stehen dort eine Garage und ein Gartenhaus. Vier durch Mauern getrennte Plumpsklos mit verriegelbaren Türen (grün angestrichen). Vier auf der südlichen und Vier auf der nördlichen, der Schule zugewandten Seite über einer tiefen Exkrementegrube. Je nach Witterung roch und zog es dort dem entsprechend und zusätzlich von unten im Winter eiskalt. Man kann sich vorstellen, was für (sch….) Konzerte, manchmal untermalt von Plumps- und Strahlgeräuschen dort stattfanden. Zu allen Jahreszeiten Gratiskonzerte, oft mit voll besetztem Orchester, doch immer ohne Dirigent.

Die POS Gottin wurde im Sommer 1976 geschlossen, alle Schüler besuchten ab dem neuen Schuljahr den Unterricht in der POS Matgendorf.

Zwischen mehreren Leerstandzeiten wurde das Gebäude für eine gewisse Zeit als Hilfsschule (Aussenstelle der Hilfsschule Teterow) mit Unterkunft für genutzt. Die Planung, zur Nutzung als Kindergarten wurde nie in die Praxis umgesetzt, Bauzeichnungen sind im Kreisarchiv Güsrow vorhanden.. Danach würde es wohl verfallen. Aber es kam anders, mit der Wende, der deutschen Wiedervereinigung.

 

1958 existierten in Gottin und Warnkenhagen Kindergärten. Im selben Jahr wird in Tellow ein "Erntekindergarten" errichtet und mit Möbeln durch die LPG "Neues Leben" Gottin ausgestattet.
Der Schulgarten wird inkl. einer Maulbeerecke für die geplante Seidenraupenzucht eingerichtet.
Die MAS wird zur Maschinen Traktoren Station (MTS) Gottin umfunktioniert. Heute stehen dort die Gebäude der Firma "Amzone".
Die bereits bestehende sozialistische Geflügelzuchtanlage wird erweitert Sie lag am Teich im nördlichsten Teil von Gottin. Gespeist wurde der Ententeich durch Ein- und Auslässe, die sich an einem Graben befanden, gespeist. Der Graben wiederum führte Wasser aus westlicher Richtung (Wallkopprlteich / Burgwallgraben) zu und lies das Wasser in östliche Richtung über den Grabenausleger der Schaalbeke ab. Flußrichtung Wallkoppelteich - Graben- Schaalbeke.
Die Anzahl der auf den Markt gebrachten Enten belief sich:
1958 auf 30 Stück, 1959 auf 40 und 1960 auf 50 Enten.
Die Nebenwirtschaft der Kleinwächters "Bienenzucht" verfügte 1958 über 100 Völker, 1959 über 105 und 1960 über 110 Völker.
Die einzelnen Brigaden der LPG standen im Wettbewerb.

 

Der Austattungsstand der MTS betrug 1958:
- 8 IFA - Trakltoren, 2 RS 30, 1 RS 15, 1 Raupe, 2 RT 125/1 u. 1 Simson "Star"
- 10 Pflüge, 1 Schälpflug, 2 Grubber, 2 Scheibeneggen, 1 Bodenkombinator,

  1 Wiesenwalze
- 5 Eggen, 1 Unkrautstriegel, 3 Drillmaschinen, 3 Düngerstreuer, 2 Kartoffelroder
- 1 Mähhächsler, 2 Mähbalken, 1 Bodenmeißel, 3 Vielfachgeräte,

  1 Kartoffellegemaschine
- 1 Spritzgerät, 1 Rübenverziehkarren, 1 Cambridgewalze, 4 Binder,
- 2 Mähdrescher, 2 Pick-up-Pressen, 1 Rübenroder

 

Auf dem MTS Gelände befanden sich die Werkstatt (Schmeide, Dreherei, Reifen und Batterie "Service") die Tankstelle inkl. Schmierstofflager und das Verwaltungsgebäude.

 

 

1957 war auch das Jahr, in dem die Pflasterstrasse "Tellow - Gottin - Warnkenhagen" fertig gestellt wurde.

 

Neusiedler und Bauern wurden mehr oder weniger in die LPG gedrängt/ gezwungen. Pastor Rathke versuchte den Bedrängten zu helfen, geriet aber dadurch in das Visier der StaSi. Die StaSi inhaftierte ihn kurzer Hand. (Bischof Rathke, 2014, Wohin sollen wir gehen?“)

 

Pastor Heinrich Rathke bezieht 1954 für acht Jahre den Pfarrhof in Warnkenhagen, der Beginn des Kampfes mit dem Staat u. Geheimpolizei. 2014 brachte er sein sehr interessantes Buch „Wohin sollen wir gehen?“ heraus, das unter anderen ein Kapitel „Der Weg nach Warnkenhagen“ enthält. Für die überaus hilfreiche Korrespondenz bezüglich meiner Recherchen, möchte ich mich an dieser Stelle nochmals recht herzlich bei Bischof Dr. Heinrich Rathke bedanken.

 

Gemäß der Kirchenchronik Warnkenhagen wurde noch im Jahr 1953 eine Schmiede durch den Schmiedemeister Theus betrieben.

 

Telefonieren in Gottin

 

Das DDR - Telefonnetz wurde bis zur Wiedervereinigung im "analogen" Impulswahlverfahren (IWV) Betrieben.

Es existierten Ortsvermittlungsstellen und andere Einrichtungen, die mit so genannten Hebedrehwählern arbeiteten. So waren auch alle Apparate (ob Wählscheibe oder Tastatur) lediglich analog Impulswahl - fähig.

Die mikroelektronische Tastatur des Alpha Ferro Quick musste / durfte nur Impulse erzeugen und besaß einen kleinen Puffer / Speicher, so das der Wählvorgang (der sich nicht von dem eines Wählscheibentelefons unterschied) mit Betätigung der Rautetaste (noch nach 30 Minuten ab Auflegen) wiederholt werden konnte. Es war einfacher und bequemer zu wählen, mehr aber nicht.

Das die mikroelektronische Baugruppe (nur ein Nummernschalter ist) nur IWV konforme Impulse erzeugen musste / durfte, ist der völlig veralteten Fernmeldetechnik Telefonbetrieb in der DDR geschuldet.

Da auf Grund Mangelwirtschaft und Vorabschöpfens von Geldern durch das Einparteienunrechtregime (für eigene Zwecke) eine DDR weite Umrüstung / Modernisierung auf Mehr Frequenz Wahlverfahren (MWV) nicht erfolgen konnte / nicht durchführbar war, mussten die Entwickler eine Baugruppe fertigen die nicht aus "AA" Bonbons macht, sondern ihren Bonbons beibringen mussten AA zu machen (((-:.

In Gottin gab es VERHÄLTNIS mäßig viele Telefonanschlüsse (die Telefone in Gottin konnte man etwa an einer Hand abzählen), Bürgermeister, Bürgermeisterbüro, LPG - Vorsitzender, LPG - Büro, Arzt, Schule ....

Die Anbindung über die Ortsvermittlung in "Groß Bützin" an das ("große DDR-Netz") wurde (mit staatlicher Sicherheit "Stasts- Sicherheit") "sicher" gestellt. Alle abgehenden und eingehenden Rufe liefen über diese Stelle.

Über einen öffentlichen Apparat verfügte Gottin in dem Sinne nicht, aber über das Telefon des LPG-Vorsitzenden z.B. konnte man Telefonate führen.  Jedes Telefonat musste (zeitlich und Nummern mäßig) in einem, dem Telefon beiliegendem Buch eingetragen / festgehalten werden.

In der Regel besaßen die Anschlussteilnehmer ein einfaches Standardtelefon mit Wählscheibe vom Typ W 38, dann W58 und später W63a, im Volksmund auch das "63a" genannt, weil es vom VEB Fernmeldewerk Nordhausen 1963 (aus Bakelit) gebaut wurde.

Der breiten Masse wurden dann die Geräte vom Typ "Alpha Ferro" (Wählscheibe) der Baujahre 1985 - 1988 in mehreren Farben angeboten.

Die Geräte vom Typ "Alpha Ferro Quick" (Tastatur), der Baujahre 1988 - 1990 erhielten nur noch Wenige vor der Wiedervereinigung.

Dem Mythos "StaSi - Apparat", der auf Grund der roten Farbe kursierte, bin ich noch nicht nachgegangen.

Eines davon jedoch zukunftsfähig zu machen, hatte ich mir auf die Fahne geschrieben und nun in die Tat umgesetzt, benötigt man doch "Kenntniss- /Fertigungs- und Material mäßig, nicht all zu viel dazu / dafür. Siehe "Tips & Tricks" - "Ferro und nicht Ferrari!"

Wer ein Interesse am Umbau hat, kann sich gern an mich wenden.   P. Preuß 2018

 

Am 01.06.1955 wird in Gottin durch das Einparteienregime der DDR die Gründung der LPG "Neues Leben" mit dem Vorsitz von Hermann Kallweit angeordnet.

Die anfängliche Anzahl, der durch Partei und Regierung überredeten Einzelbauern, die der LPG beitraten, war wohl in den Augen der SED - Führung nicht gerade berauschend, so das sie die Einzelbauern mehr und mehr unter Druck setzten. So nach und nach beugten sich schließlich Alle, auch die Tenzer, wurde ihnen doch stets von den SED - Bonzen vorgehalten, dass sie die größten Schwierigkeiten, was die Planerfüllung anging, machten.


"Aus den Erfahrungen u. Beschlüssen von Partei (SED) und Regierung ergibt sich für uns die Aufgabe, bis 1960 den sozialistischen Sektor so zu stärken, in dem die Mehrzahl der Einzelbauern in die LPG eintreten.
Wir werden jeder Feindpropaganda, die sich uns in den Weg stellt, energisch entgegentreten. Vor allen ist es notwendig, dass die Funkionäre selbst der LPG beitreten, um dann auf die Einzelbauern überzeugend einwirken, dass auch der letzte den Weg zur Genossenschaftsproduktion findet"

Das habe ich aus dem (Perspektivplan der Gem. Warnkenhagen von 1958).

Im selben Jahr verfügte die Gottiner Gemeindebibliothek über 256 Bücher, die Anzahl der Leser betrug 93 (Zielsetzung war die stete Erhöhung auf 120).

1958  wird auch der Bau von zwei Rinderoffenställe realisiert. Die beteiligten Zimmermannsleute waren Paul Preuß, Karl Zerahn, Klaus Behr und Herr Rochel. Bei dessen Arbeiten an den Dachstühlen es zu so manch amüsanter Begebenheit kam (mehr dazu in der Chronik).

Dem SED Partei Sekretär U. Hahn viel es zu, die Jugend anzuleiten u. sie für die sozialistische Großraumwirtschaft zu gewinnen.
Der FDJ stand im Kulturraum ein Fernseher zur Verfügung, die Sendungen wurden angeblich stets besucht.

 

1952 löste das Unrechtregime (Volkskammer) der DDR die Länder auf und verhängte die Neugliederung in 14 Bezirke und 217 Kreise.

Gottin lag somit nun, als weiterhin größtes Dorf und Ortsteil der Gemeinde Warnkenhagen, im Kreis Teterow des "Bezirk Neubrandenburg".

 

1956 geht die von den StaSi - Schergen errichtete "MfS - Fachschule" Teterow, auch »Qualifizierungsschule des MfS« bezeichnet, in Betrieb. Heute beherbergt das Gebäude eine DRK Schule / DRK Ausbildungstätte. Aufgabe war die Durchführung von Kurzlehrgängen und vor allem sechsmonatige Qualifizierungslehrgängen für mittlere Kader in den Lehrfächern Spezialdisziplin und Marxismus- und Leninismus.

Diese StaSi - Einrichtung war dem Minister unterstellt, dienstrechtlich zugleich dem Ltr. der HA KuSch.

Befehl 378/57 des Ministers v. 5.12.1957 über dieEinsetzung einer Kommission zur Durchführung der Abschlussprüfung des Qualifizierungslehrganges der Fachschule Teterow; BStU, MfS, BdL/Dok. Nr. 484

 

1949, in Rostock, 40 Kilometer nördlich Gottin werden kritische Studenten der Uni vom Regime verurteilt und später hingerichtet.

Arnold Esch, Karl Gedowski und weitere Studenten der Uni Rostock gerieten ins Visier der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die SED-Gewaltigen hatten längst die Universitäten als ihr ganz besonderes Interessensgebiet erkannt und versuchten, mit allen Mitteln sämtliche Positionen zu beherrschen. So gerieten die Studenten zwangsläufig ins Blickfeld der Machthaber, wurden Opfer des stalinistischen Terrors. Arnold Esch und Karl Gedowski wurden 1950 in Schwerin von einem Sowjetischen Militärtribunal wegen angeblicher Spionage und Bildung einer konterrevolutionären Organisation nach dem Strafrecht der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) zum Tode verurteilt und 1951 / 52 in Moskau hingerichtet.

Am 30. Mai 1991 wurde Arno Esch durch das Militärkollegium des Obersten Gerichtshofs der Sowjetunion rehabilitiert.

 

1948 wird die MASCHINEN Ausleih Statation (MAS) gegründet.

 

Nach dem Krieg wurde in Gottin eine Zentralschule eingerichtet. Sie befand sich im Gebäude des heutigen Bürgerhauses.

 

Von 1945 bis 1949 herrschten die sowjetischen Sieger des Zweiten Weltkrieges über die so genannte „Sowjetische Besatzungszone“ (SBZ), in der sich nun das „Umsiedlerdorf“ Gottin befand. Eine Erwähnung von Begriffen wie "Vertriebenendorf" oder "Flüchtlingsdorf" wurde vom Regime untersagt. Seit der Gründung der DDR im Jahr 1949, war und ist Gottin auch weiterhin größtes Dorf und Ortsteil der Gemeinde (LHA Schwerin Die Gemeinde Warnkenhagen).

Die Masse der Vertriebenen stammte aus dem ehem. Ostpreußen, aber auch aus Besarabien.

Die militärische Präsenz der Besatzungsmacht sollte jedoch noch Jahrzehnte Bestand haben.

 

In Drölitz wird 1945 ein Flüchtlingsaufnahmelager eingerichtet. Die Verhältnisse müssen katastrophal gewesen sein. Der damalige Pastor von Warnkenhagen berichtet über einen "wütenden" Typhus, der sehr viele Opfer forderte. Diese wurden auf dem Cholerafriedhof zwischen Pölitz und Pölitz - Ausbau (in einem Wäldchen) begraben. 

1945, bei der sogenannten "Bodenreform" werden die Flächen der Enteignug ehem. riterlichen Gutsbesitzungen auf 147 "Neubauernwirtschaften"  aufgeteilt.

 

Die SMAD errichte das „Speziallager 9“ Fünfeichen bei Neubrandenburg. Die Entnazifizierung begann. Mit dem SMAD Befehl Nr. 35 vom 26. Februar 1948 wurde leider angewiesen, alle Verfahren vor Entnazifizierungskommissionen bis zum März u. April 1948 zu beenden, selbst unerledigte Fälle waren niederzuschlagen.

So kam es auch, dass Nazi - Funktionäre weiterhin, wie zuvor im Dritten Reich auf Positionen von Einrichtungen und Ämtern Mecklenburgs ihr "Unwesen" treiben durften. Viel Schlimmer finde ich jedoch, dass es nach der Wiedervereinigung keine "Entstasivizierung" gab. Während die verbrecherischen Nazi- und SS - Schergen des dritten Reiches in naher Zukunft ausgestorben sein werden, werden die StaSi - Schergen, Dank der so Bürger fernen Politik noch lange Jahrzehnte "hinter" uns stehen und uns alle lieben und weiter ihr so zerstörerisches Treiben fortführen.

 

So bekam der mecklenburgische Bürger im Bezirk Neubrandenburg auch die StaSi, neben dem neuen Einparteien-Unrechtregime aufdoktriniert, die hier Jahr zehnte lang, mit Hilfe der Parteigenossen (SED) im um Umfeld der Familie und in ihr selbst, so Menschen verachtend, spionieren, agieren und sogar mordeten. Leider leben auch noch Heute in Gottin StaSi – Schergen- /Spitzel. "Neues System, alte Spitzel und Denunzianten". Leben sie nun unter neuer Führung? Von unseren Steuergeldern? Aber dazu später in einem anderen Werk mehr.

 

Meine Recherchen im Bundesarchiv Berlin (Bildabteilung) förderten einige interessante Fotos von Gottin, ans Tageslicht. Sie zeigen den Ort im August 1947, da Gottin im Zeitraum der SBZ von der Obrigkeit (im DDR - Volksmund "Parteibonzen"), als „Umsiedlerdorf“ bezeichnet, besucht wurde. (...)

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Paul Preuß in 2016